Mit allen Sinnen zum Treichlhof

Die Jausenstation Treichlhof mag ich, meine Kinder auch, aber bislang hatten wir es nicht geschafft den Weg dorthin zu Fuß zurückzulegen. Es hinderten uns Bequemlichkeit, anderweitige Pläne oder die Alternative des Sesselliftes. Stadtkinder zum Wandern zu bringen, besonders bergauf, ist eine Kunst für sich. Das Eis, nach Erreichen den Zieles, genügt nicht immer als Anreiz und so setzte ich mich diesmal mit allem Nachdruck durch. Mir war selbst nicht ganz klar wie steil es sein würde, da ich einen Teil des Weges nur aus dem Winter kannte.

  
Schon bevor wir die Abzweigung zum Naschberghof erreicht hatten, fragte eins der Kinder wie weit es denn noch sei. Diese Frage ehrlich zu beantworten wäre taktisch unklug gewesen, also lenkte ich den Blick auf die Schönheit des Wilden Kaisers. Willkommene Abwechslung auf dem weiteren Weg waren Bänke, die in regelmäßigen Abständen zu kleinen Pausen animierten. Nach und nach begannen wir die Umgebung näher zu erkunden. Die Kinder hoben kleine Steine auf und entdeckten immer mehr ungeahnte Schätze der Natur. Als die Funde vielfältiger wurden, kam Nina auf die Idee mich raten zu lassen, was sie in der Hand hielt. Ich mußte die Augen schließen und ertasten um was es sich handelte. Gar keine leichte Aufgabe, da diese Art von Wahrnehmung in unserem Alltag wenig gefordert  wird. Steine und Holz lassen sich gut erkennen, die vielen verschiedenen Pflanzen, Gräser, Halme, Zapfen, Blumen aber und sogar kleine Tiere bereiteten mir einige Schwierigkeiten. Bald nahm ich auch meine Nase zu Hilfe und bemerkte dabei feine Unterschiede. Als dann noch von mir erwartet wurde die Farbe der Blumen mittels Händen und Nase herauszufinden, mußte ich passen. Es mag möglich sein, momentan bin ich dazu nicht in der Lage. Dazu bedarf es sicher noch einiger Wanderungen. Der Weg zum Ziel war lang und steil, doch es kam uns nicht so vor, da wir den Aufstieg mit allen Sinnen wahrgenommen haben, den Treichlhof erreicht und der Natur auf jeden Fall ein ganzes Stück nähergekommen sind.

Was habe ich in meiner Hand?

Eigentlich hatte die Geschichte bei Riedel Gläser in Kufstein begonnen. Wir erlebten eine Führung durch das Reich der Sinne (als "Sinnfonie" bezeichnet). Auf eindrucksvolle Weise wurde vermittelt, wie das Zusammenspiel unserer Augen, Nase, Mund und Ohren den Genuß eines Glas Weines zu einem unvergleichlichen Sinnenerlebnis werden läßt.  Die Gedanken daran haben wohl den Anstoß zu unserer sehr lebendigen Wanderung gegeben. 

Birgit, im Juli 2005

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