Zuneigung

Ein Stück oberhalb der Hütte sitze ich, lehne mich zurück. Die Sonne scheint warm, alles ist ruhig und friedlich. Ein leichter Wind streicht über mein Gesicht. Er ist nicht heiß, angenehm ist er.
Dann höre ich etwas und - sehe sie kommen. Ich lege mich ins Gras zurück, schließe die Augen und warte. Jetzt! Langsam höre ich sie näher kommen. Ich öffne die Augen einen Spaltbreit, sehe sie schon, sie steht fast neben mir. Sie scheint zu überlegen, kommt dann auf mich zu. Ich schließe die Augen.
Plötzlich stupst sie mich an. Ich stelle mich schlafend. Langsam beginnt sie an mir zu knabbern - im Gesicht, am Ohrläppchen. Es kitzelt, ich rühre mich noch immer nicht. Ich liebe dieses Knabbern.
Langsam wird sie aber frecher, steigt auf meinen Bauch. Ich öffne die Augen, nehme sie in die Arme und drücke sie an mich. Sie schaut mich an, ich schaue sie an, und beide genießen wir dieses schöne Weilchen. sie ist so anschmiegsam, beginnt nun an meinem Hemd zu knabbern.
Wenn sie groß ist, wird sie auch nicht anders sein, als eine Geiß eben ist. Sie wird unseren Garten heimsuchen, sie wird Nachbars Blumen fressen, sie wird oft meckern. Aber noch ist sie jung und anschmiegsam. Ich liebe dich, meine kleine Geiß!

Kurzgeschichte von Josef Kahn, Bauer und Schriftsteller aus Itter

PS: Ich habe Josef Kahn bei einer Lesung auf der Festung Kufstein zugehört und mir daraufhin sein Buch "Ein ganz normaler Fernsehabend" gekauft. Es war als Geschenk gedacht. Manchmal kommt es anders als man denkt, denn ich habe das Buch "verlegt" und fast ein Jahr nicht mehr gefunden. Ausgerechnet als ich nach Kutschenprospekten stöberte, ergriff ich es wieder - und die Seite, die ich aufschlug, war eben diese Seite.

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