2. Almritt im Oktober 1998

 

Am Sonntag, den 14.10.1998 starteten Alexander und ich unsere zweite Reise zu Franz nach Ellmau in Österreich. Schon relativ früh am Morgen kamen wir auf dem Achlhof an.

Franz begleitete gerade einige Reiter und Reiterinnen auf der sogenannten „Hausstrecke“.

 

Schon am ersten Abend besprachen wir die Ideen für die erste Woche. Unter anderem wurden Pläne für einen zweiten Almritt geschmiedet. Franz hatte bereits eine neue Strecke ausgearbeitet.

Nachdem das Wetter zu Beginn der Woche eher trüb war, besserte es sich gegen Ende der Woche zusehends. Wir planten schließlich zusammen mit Nicole und Sandra, am Freitag, den 19.10.1998, unseren Ritt durchzuführen.

Jeder richtete seine Sachen, die er mitnehmen wollte und wir verabredeten uns fürden nächsten Tag um 8.00 Uhr zum Frühstück. Nach der morgendlichen Stärkung zogen wir unsere Reitsachen an, nahmen unsere Rucksäcke und gingen in den Stall. Alexander sattelte Clara, Nicole holte Rico, Sandra putzte und ich machte Frieda fertig. Franz ritt natürlich seinen Scheck.

Wir sammelten uns auf dem.Hof.

Unser Ritt führte uns zuerst, wie fast jeden Tag, den Bach entlang. Kurze Zeit später kamen wir an die Ellmauer Schnapsbrennerei. Leider machten wir dort noch keine Pause, da wir ja gerade erst losgeritten waren. Auf dem Weg in Richtung Scheffau legten wir schon mal einen kleinen Galopp ein. Dies wurde ja auf dem bergigen Aufstieg nicht mehr möglich sein. Schon jetzt war das Wetter sehr unterschiedlich, aber trocken. Phasenweise war es schon sonnig, dann wieder eher neblig.

Wir ritten der Kaiserseite gegenüber langsam bergauf. Der Kaiser war noch in Wolken gehüllt. Lediglich die Spitze des Berges schaute heraus. Das war schon ein ganz besonderer Anblick.

Es ging weiter beim Waldhof rauf. Auf einer Lichtung machten wir noch einen kurzen Fotostop.Dann ging es direkt sehr steil bergauf. Leider können die Bilder nicht wiedergeben, wie steil es war. Die Pferde kamen ganz schön ins Schwitzen.

Nachdem wir den steilen Pfad durch den Wald hinter uns gebracht hatten, ritten wir über einen Wiesenweg. Männer waren gerade dabei, den Hügel für die Wintersaison zu richten. Wir mußten über dicke Stromkabel reiten. Dann kamen wir an einen wunderschönen Almhof. Die Besitzer begannen ein Gespräch mit Franz, so daß wir abstiegen und den Pferden, die immer noch am Dampfen waren, eine Verschnaufspause ermöglichten. Diese nutzten die Rast, um sich ein erstes Gras-Frühstück zu gönnen.

Nach ca. 30 Minuten saßen wir wieder auf und es ging weiter. Nach kurzer Zeit kamen wir an unsere erste Raststätte, die Jausenstation Oberberg. Dieser Hof war eigentlich schon für Gäste geschlossen, aber Franz hatte mit dem Besitzer verabredet, daß wir dort etwas essen könnten. Alex bestellte eine Backerbsensuppe und ich aß Bratkartoffeln mit Ei.

Die Pferde wurden angebunden und genehmigten sich auch ein zweites Frühstück. Es war wunderschön dort in der Sonne vor der Jausenstation zu essen und sich zu unterhalten.

Von der Jausenstation Oberberg aus ging es über Hochlechen zur Neualm. Dort wollten wir eine fünf Minuten Pause machen. Diese wurde allerdings auf drei Minuten verkürzt. Die Pferde waren nach der Ruhepause wieder ausgeruht. Wir kamen von der Sonne wieder in den Nebel und anschließend wieder in die Sonne.

Langsam kamen wir unserem Ziel, dem Brandstadl, immer näher. Es ging an der Brandalm vorbei, über die Hühneralm hoch zum Brandstadl. Der letzte Abschnitt war noch einmal sehr steil. Wir saßen ab und führten unsere Pferde. Frieda zog mich etwas den Berg hinauf, denn ich war ganz schön außer Puste. Der Blick auf den "Kaiser" entschädigte aber für alle Anstrengungen. Die Wolken hatten sich schon etwas gelichtet und der "Kaiser" war nur noch in einige Wattewolken gehüllt.

Endlich kamen wir am höchsten Punkt unseres Almritts an. Herrlicher Sonnenschein empfing uns. Es war wunderschön warm. Die Aussicht war phänomenal. Rechts von uns lag die Bergstation Brandstadl, links die Bergstation Hartkaiserbahn. Die Pferde wurden an einer langen Leine angebunden, so daß sie sich relativ frei bewegen und die Zeit zum Fressen nutzen konnten.

Wir kletterten über einen Zaun und setzten uns auf die Holzrampe eines Skiliftes. Dort ließen wir uns von der Sonne bräunen und packten unsere Jause aus. Hier oben schmeckte alles ganz besonders gut.

Das beste aber war der unglaubliche Ausblick, den man von hier oben hatte. Man konnte die Hohe Salve, den Großglockner, Rettenstein und Hahnenkamm erkennen.

Über den Almweg ging es nach unserer etwas längeren Mittagspause in Richtung Hartkaiserbahn. Die Wanderer dort oben schauten schon etwas erstaunt in einer solchen Höhe noch auf Reiter zu treffen. Serpentinenartig schlängelte sich der Weg nun bergab. Vor dieser tollen Kulisse mußten Franz und Scheck sich noch einmal in Pose stellen, denn diese Bilder wollte ich unbedingt festhalten.

Da der Pfad relativ breit und eben war beschlossen wir, noch einmal ein Stück zu galoppieren. Ich blieb mit Frieda noch einmal kurz stehen, um die wegreitende Gruppe von hinten zu fotografieren.

Anschließend packte ich meinen Fotoapparat ein und wollte gerade hinterhergaloppieren, als ich in einer großen Wasserpfütze ein hochstehendes Hufeisen sah. Ich stieg schnell ab, hob das Eisen auf und rief den anderen hinterher, daß sie anhalten sollten. Als ich nicht kam, hielt die Gruppe von selbst an und wartete auf mich.

Ich rief, daß bei einem Pferd ein Eisen los sein müsse und jeder kontrollierte die Hufe seines Pferdes. Es stellte sich heraus, daß Clara das linke Vordereisen verloren hatte. Wir waren alle ratlos, aber Franz war für alle Notfälle gerichtet. Er packte den Schmiedehammer und Hufnägel aus, suchte einen großen Stein und schlug erst einmal das Eisen gerade. Dann hielt Alex das Pferd auf und Franz hämmerte das Eisen wieder fest.

Das war natürlich ein wahnsinniges Erlebnis, das von uns sicher keiner vergessen wird. Clara war nun wieder fit auf den Beinen und es konnte weitergehen.

Über herrliche Wiesenpfade, die eine herrliche Kulisse boten, ging es weiter hinab.

Um den Hartkaiser herum kamen wir zur Jägerhütte. Hier hatten wir wieder einen herrlichen Blick auf den "Kaiser" und die Kaiserkrone. Von der Jägerhütte ging es steil herunter zur Ledereralm. Von dort führte ein Serpentinenweg durch ein Waldstück bis hinunter zur Rübezahlhütte. Auf diesem Weg begegneten wir einem Wanderer, der sich interessiert nach unserem Almritt erkundigte. Als wir an der Alm ankamen, mußten wir natürlich zuerst um den See herumreiten und ein paar tolle Bilder machen. Leider stand die Sonne dafür schon ziemlich tief.

Direkt am See lag die Rübezahlhütte. Dort banden wir unsere Pferde wieder mit den Seilen an. Dann gingen wir zur Hütte und bestellten einen Kaffee. Der Wanderer von unterwegs war auch dort an der Hütte. Er hatte eine Videokamera dabei und filmte die Pferde. Auf einem Display konnte er uns die Aufnahmen zeigen.

Nach dieser letzten Rast begannen wir den Abstieg. Von der Jägerhütte aus ging es über den alten, steinigen, schmalen und steilen Viehtriebweg hinab nach Oberleiten. Wir mußten die Pferde führen. Als wir am Fuß des Abhangs ankamen, sagte Franz: "Das ist ja alles mal wieder gut gegangen". In dem Moment rutschte Sabrina auf einem Kuhfladen aus und fiel hin. Alles brach in schallendes Gelächter aus. Wir führten die Pferde noch das letzte Stück an Oberleiten vorbei bis hinunter zum Dorfblick. Dort wohnten Nicoles Eltern. Dann ritten wir noch das letzte Stück bis zum Achlhof und kamen glücklich und voller neuer Erlebnisse an. Abends gingen wir alle noch gemeinsam in ein gemütliches Gasthaus essen.

 

Es war ein unvergeßliches Erlebnis für uns alle!!!

 

Verena Schmidt aus Probbach

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