Der Heiratsantrag

Mein schönster Auftrag

 

Es war Montag, 10. Feb. 2003, später Vormittag. Das Telefon klingelte. Ich ging dran. Es war der Klaus vom TVB Scheffau. „Servus, Franz. Ich hätte einen besonderen Auftrag für Dich. Hast Du heute Abend mit Deinem Pferdeschlitten Zeit nach Scheffau zu kommen?“ Ich: „Da hast Du Glück, heute bin ich noch frei.“ Der Klaus: „Gut, dann sei bitte am Abend um 7 Uhr beim Weberbauern und schau noch kurz vorher bei mir im Büro vorbei. Ich muß Dir noch etwas mitgeben.“

 

Zwischen zwei Pferdeschlittenfahrten putzte ich noch schnell das Geschirr ein wenig nach. Um dreiviertel 6 Uhr holte ich mir zwei schöne Decken und die neuen Fahrzäume. Den Corrado als Leitpferd links und daneben den Lorenz eingespannt. Beide weißmähnig, ungefähr gleich groß. Sie passen super zusammen. Und vom Ziehen her hat sich während dieses Winters der 5-jährige Lorenz optimal an den 9-jährigen Corrado gewöhnt.

 

Um 6 Uhr ging es dann mit den beiden los. Der Weißache folgend, fuhr ich durch den schön verschneiten Wald. Traumhafte Winterlandschaft. Alles auf Kufen, der Schnee knirschte unter mir. Die Pferde und ich - sonst niemand. Einzig das Läuten der Pferdeglocken war zu hören. Über mir klarer Himmel, ein Sternenmeer, und der Mond im Halbkreis ließ sich auch schon blicken. An der Schnapsbrennerei und Kesslern vorbei hin zur alten Bundesstraße – immer noch auf einer Schneefahrbahn. Kaiser Max schaute mal kurz von seinem Fenster heraus. Da war ich schon beim Gasthaus Wilder Kaiser. Nur noch eine kurze Strecke hinauf bis zum Dorf. Ich ließ die Haflinger im Schritt gehen, damit sie im Dorf nicht so dampfen.

 

Ich kam am Tourismusbüro vorbei, sprang der Klaus schon heraus, mit einer roten Rose in der Hand. „Hier Franz, verstau sie mal auf dem Schlitten. Der Mann wird dich dann schon darum fragen. Bist gut in der Zeit“. Nach wenigen Metern blieb ich vor dem Gasthof Weberbauer stehen. Ich wollte mir noch schnell ein paar Sätze zusammenreimen, da kamen die zwei schon vom Gasthaus heraus. Er, groß, im dunklen Mantel. Sie im Anorak, mit roten Backen und den richtigen Rundungen, wie es halt so sein soll. Kurz meinen Fahrauftrag besprochen und schon stiegen sie ein. Sie wickelten sich in die zweite Decke und sogleich durften uns Corrado und Lorenz in Richtung Übungshang ziehen.

 

Ich konnte es spüren, es lag was in der Luft. Ich kam auch gar nicht lange zum Nachdenken. Schon hinter der Kirche sah ich das Licht der Fackeln. Links vom Weg eine Reihe und rechts am Hang, romantischer ging es nicht mehr, zwei ineinander verschlungene Ringe. Ich blieb bei den Fackeln stehen, und die beiden stiegen aus. Michael holte sich von mir die Rose und schritt eng umschlungen mit seiner Freundin Conny zu den zwei Ringen. Ich war gerührt. Ehrlich, bei meinem Heiratsantrag war ich nicht so romantisch. Was in den nächsten Minuten vonstatten ging, will ich Deiner Fantasie überlassen. Man muß ja nicht alles beschreiben. Auf jeden Fall kamen sie wieder zum Schlitten zurück, und ich durfte Ihnen als erster alles Gute wünschen. Zu ihm habe ich gesagt: “Bleib gesund und erhalte Dir Deine Manneskraft.“ Und ihr wünschte ich mindestens 10 Kinder. Darauf bekamen Sie ein Schnapserl von mir.

 

Anschließend fuhren wir nach Blaiken. Beim Lindenhof wollte mir der Lorenz nicht weitergehen. Bis ich im Dunkeln erkannte, daß die zwei Pferde von der Bettina und dem Toni noch draußen waren. Mit ein wenig Zureden ging es dann doch weiter. Wir fuhren zurück zum Dorf, alle in guter Stimmung, und ich brachte sie hinauf zum Recherhof. Dort ließ ich die ZWEI bei ihrem Häuschen, am Dach oben war mindestens ein Meter Schnee, aussteigen. Wir verabschiedeten uns und wünschten uns noch alles Gute.

 

Ich fuhr hinunter ins Dorf und traf den Hannes, den Wirt vom Alpin. Der meinte, wenn ich schon mal mit dem Pferdeschlitten in Scheffau bin, dann sollte ich ein Glaserl mit ihm trinken. Schnell die Pferde angehängt und mit Decken zugedeckt. Ich bekam nicht nur einen Radler, nein, es gab auch noch eine Pizza dazu. Während ich es mir schmecken ließ, fütterte Tanja, die Chefrezeptionistin, meine beiden Haflinger mit Brot. Beim Herauskommen wieherte mich Lorenz an, so in der Art: „Jetzt geht es aber nach Hause“. Bestens gelaunt fuhr ich dann mit meinen zwei Lichtfüchsen wieder zurück nach Ellmau. Sie wollten immer wieder laufen. Ich dachte mir u.a. was für ein Luxus, diese schöne Abendwinterlandschaft sehen zu dürfen und ganz alleine durch die Gegend fahren zu dürfen. Ab der Mühlbergbrücke fuhr ich, wiederum der Weißache entlang, im Schritt, damit sie mir trocken zu Hause ankamen. An diesem Abend ging ich sehr beseelt  ins Bett.

 

Jedem der meinen Bericht liest, kann ich nur wünschen, bei seinem Heiratsantrag auch ein wenig romantisch zu sein.

 

Herzlichst

 

Franz Köck

Fiaker

 

*Namen des Brautpaares habe ich geändert

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